Der Heilige Geist als Caritas (Gnade / Weltseele)

Schriften der
hl. Hildegard von Bingen (1098-1179)
über die Weisheit des Heiligen Geistes

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Oh Kinder der Menschheit, warum hast du die zarte Liebe verdorben, die weit in meine Tiefen blickt und in Werken im Überfluss fließt? Weil sie in mir fließt, fließt von ihr wiederum das lebendige Wasser. Sie ähnelt einem angehenden Zweig, denn da die Umarmungen einer Jungfrau aufgrund ihrer Integrität am zärtlichsten sind, sind die Umarmungen der Liebe zärtlicher als die anderer. Aber jetzt trauert sie, weil kühne Männer sie mit ihrem bösen Murren in Stücke reißen. Daher flieht sie vor ihnen in die Höhe, aus der sie gekommen ist, und weint, weil ihre Kinder, die sie an ihren fruchtbaren Brüsten gesäugt hat, krank werden und nicht von der Verderbnis ihres flüchtigen Geistes gereinigt werden.

O elende Menschheit! Warum nehmen sie das Elend der Entfremdung und des Exils auf sich und reißen sich los … Sie ist immer bereit … Doch sie trennen sich von der Braut, von wo aus sie von Wolken verdunkelt und beschattet werden, als hätten sie den Himmel zerbrochen.

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Ich hörte eine Stimme zu mir sagen: „Diese Frau, die du siehst, ist Liebe, die ihren Wohnort in der Ewigkeit hat. Als Gott die Welt erschaffen wollte, beugte er sich vor und stellte mit zärtlicher Liebe alles zur Verfügung, was nötig war Eltern bereiten ein Erbe für ein Kind vor. Und so ordnete der Herr in einem mächtigen Feuer alle seine Werke an.

Dann erkannte die Schöpfung ihren Schöpfer in ihren eigenen Formen und Erscheinungen. Denn am Anfang, als Gott sagte: „Lass es sein!“ und es begab sich, das Mittel und die Matrix der Schöpfung war Liebe, weil die gesamte Schöpfung durch sie wie im Handumdrehen geformt wurde.

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Ich bin Weisheit. Meins ist die Explosion des durchschlagenden Wortes, durch das die ganze Schöpfung entstanden ist, und ich habe alle Dinge mit meinem Atem beschleunigt, so dass keiner von ihnen in seiner Art sterblich ist; denn ich bin das Leben. In der Tat bin ich ein Leben, ganz und ungeteilt – nicht aus irgendeinem Stein gehauen oder aus Zweigen geknospt oder in männlicher Stärke verwurzelt; aber alles, was lebt, hat seine Wurzel in Mir. Denn Weisheit ist die Wurzel, deren Blüte das klingende Wort ist ….

Ich flamme über die Schönheit der Felder, um die Erde zu bezeichnen – die Materie, aus der die Menschheit gemacht wurde. Ich strahle im Wasser, um die Seele anzuzeigen, denn während Wasser die ganze Erde durchdringt, durchdringt die Seele den ganzen Körper. Ich brenne in der Sonne und im Mond, um Weisheit zu bezeichnen, und die Sterne sind die unzähligen Worte der Weisheit.

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Möge der Heilige Geist Sie von allen Fehlern der Bosheit reinigen und Ihnen die Freundschaft der Liebe gewinnen, die süßeste, zärtlichste; der den mächtigen Hirsch gefangen nahm und über alle Himmel ein Lied ausschüttete; der die Brautkammer aller Geheimnisse des Königs betrat; und der sich in all ihrer Schönheit im Spiegel der Cherubim offenbarte.

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Ich bin die höchste und feurigste Kraft, die jeden lebenden Funken entzündet … Als ich mit meinen oberen Flügeln (dh mit Weisheit) die wirbelnde Kugel umkreiste, ordnete ich sie zu Recht. Und ich bin das feurige Leben der göttlichen Essenz: Ich flamme über der Schönheit der Felder; Ich strahle im Wasser; Ich brenne in der Sonne, im Mond und in den Sternen. Und mit dem luftigen Wind belebe ich alle Dinge lebenswichtig durch ein unsichtbares, alles tragendes Leben. Denn die Luft lebt im Grün und in den Blumen; das Wasser fließt, als ob sie lebten; auch die Sonne lebt in ihrem Licht; und wenn der Mond schwindet, wird er vom Licht der Sonne wieder entzündet, als ob er neu leben würde. Sogar die Sterne glitzern in ihrem Licht wie lebendig.

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Sie ist göttliche Weisheit. Sie wacht über alle Menschen und alle Dinge im Himmel und auf Erden und ist so strahlend und hell, dass man für die unermessliche Pracht, die in ihr leuchtet, weder auf ihr Gesicht noch auf die Gewänder blicken kann, die sie trägt. Denn sie ist entsetzt wie der Blitz des Donners und sanft in der Güte wie der Sonnenschein. Daher ist sie in ihrem Schrecken und ihrer Sanftmut für Sterbliche unverständlich, wegen des schrecklichen Glanzes der Göttlichkeit in ihrem Gesicht und der Helligkeit, die in ihr als Gewand ihrer Schönheit wohnt. Sie ist wie die Sonne, die niemand in ihrem lodernden Gesicht oder im herrlichen Gewand ihrer Strahlen betrachten kann. Denn sie ist mit allem und in allem und von so großer Schönheit in ihrem Geheimnis, dass niemand wissen konnte, wie süß sie mit Menschen umgeht und mit welcher unergründlichen Barmherzigkeit sie sie verschont.

quelle in englisch   http://www.wheeloftheyear.com/reference/hildegard.htm

Autor: Arkis υιός

210 * 418 Kunst ist die Idee eines Prozesses dessen, was war ist und sein wird.

6 Kommentare zu „Der Heilige Geist als Caritas (Gnade / Weltseele)“

  1. Geht mir auch so ähnlich lieber Dietmar. Wolken ziehen vorbei wie Schatten und sind getan, und doch, da ist dies , was bleibt, Stille in Allem.

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